Die gewöhnliche Wegwarte (lat.: Cichorium intybus) gehört zur Familie der Korbblütler und ist, wie ihr Name verrät, meist an Wegrändern anzutreffen. Einer Sage zufolge soll die Pflanze einst eine Jungfrau gewesen sein, die vergeblich am Wegesrand stand und auf die Rückkehr Ihres Liebsten gewartet hat. Die Götter haben Gnade walten lassen und die Jungfrau von Ihrem Schicksal befreit. Sie haben sie in eine hübsche Blume verwandelt und so steht die Wegwarte heute als Symbol für Liebe und Treue.
Weitere Bezeichnungen
Hindlauf, Verfluchte Jungfer, Sonnenwirbel, Wegeleuchte, Zigeunerblume, Wegkraut, Zichorie
Pflanzenbeschreibung
Die gewöhnliche Wegwarte ist eine Staude und überdauert den Winter als Erdschürfpflanze dicht am Erdboden.
Die Stängel der Wegwarte stehen steif aufrecht und sind vor allem in der oberen Hälfte sparrig verzweigt. Der Stängel ist borstig behaart. Die Pflanze wird zwischen 0,3 m und 1,5 m groß.
Im unteren Teil der Pflanze stehen die Blätter in einer Rosette. Sie sind fiederspaltig mit großem Endabschnitt. Im oberen Teil der Pflanze sind die Blätter lanzettlich. Der Blattrand ist unregelmäßig gezähnt (schrotsägeförmig). Die Blätter sind entweder kahl oder auf der Unterseite borstig behaart. Sie werden bis zu 25 cm lang.
Die Blüten blühen von Juli bis Oktober. Sie werden bis zu 4 cm breit, sind zungenförmig und meist hellblau. Die Blütenköpfe werden von zweireihig angeordneten, behaarten Hüllblättern eingerahmt. Sie sind entweder gestielt oder sitzend und befinden sich seitlich an den Enden der Äste. Die Blüten öffnen sich morgens um circa 6 Uhr und schließen sich um die Mittagszeit wieder (bei trübem Wetter auch etwas später).
Die Früchte der Wegwarte sind sehr klein und werden nur bis 2,5 mm lang. Sie haben einen krönchenförmigen Kranz an ihrer Spitze.
Vorkommen
Man findet die Wegwarte typischerweise an Wegrändern. Außerdem wächst sie gerne auf Schuttplätzen, an Mauern, in Äckern und auf Grasplätzen. Sie wächst meist auf trockenen, offenen und nährstoffreichen Böden.
Verwechslungsmöglichkeiten
Vor allem im ersten Lebensjahr der Pflanze, wenn sie noch keine Blüten hat, ist eine Verwechslung mit dem Löwenzahn möglich. Die Blätter sehen ähnlich aus.
Inhaltsstoffe
Die Wegwarte enthält den Bitterstoff Intybin, Inulin, Stärke, Mineralsalze, Vitamine und Gerbstoffe.
Verwendung in der Volksheilkunde
Die Bitterstoffe der Wegwarte fördern die Gesundheit von Leber, Galle und Milz. Sie ist eine der wenigen Pflanzen, die eine positive Wirkung auf die Milz haben. Die Ärzte des Mittelalters sahen in der Milz den Sitz der schwarzen Galle, die sie „melancholé“ nannten. Aus diesem Grund wird die Wegwarte bis heute als Mittel gegen Melancholie und Hysterie eingesetzt.
Die Wegwarte wirkt zudem appetitanregend und kräftigend. Bereits Pfarrer Kneipp erkannte die Pflanze als ein Stoffwechsel anregendes Mittel. Der Kräuterpfarrer Künzle schrieb ihr positive Eigenschaften für den ganzen Körper zu: „Sie reinigt Magen, Leber und Nieren, treibt Urin, ist sehr gut bei Fieber, vertreibt überflüssige Galle, heilt die Gelbsucht.“
Nach neueren Erkenntnissen zufolge hat die Wegwarte die Eigenschaft, Leberzellen zu regenerieren. So wird die Heilkraft auf die Leber auch in der Homöopathie genutzt. Bei chronischen Lebererkrankungen verwendet man eine aus der Wurzel zubereitete Urtinktur.
Äußerlich wird die Wegwarte bei Hautkrankheiten und Ekzemen verwendet. Die zerquetschten Blätter können als Umschlag bei Entzündungen genutzt werden.
Die Wegwarte findet auch Anwendung in der geistig-seelischen Therapie. So zum Beispiel in der Bachblütentherapie. So heißt es dort, dass die Wegwarte die „allumfassende Liebe“ in uns entstehen lässt.
Verwendung in der Küche
Wurzeln
Von September bis ins Frühjahr werden die Wurzeln der Wegwarte genutzt. Am bekanntesten ist ihre Verwendung als Zichorienkaffee. Man kann Sie aber auch als Koch-, Back- oder Pfannengemüse verwenden. Dazu wird die Wurzel geschält, kleingeschnitten und vor der weiteren Verarbeitung 2 Stunden gewässert.
Das enthaltene Inulin in der Wurzel wird als Stärkeersatz in Diabetikernahrung verwendet.
Blätter und Triebe
Von April bis September können die Blätter und Triebe der Wegwarte in der Küche verwendet werden. Im April eignen sich die zarten Blätter für Salate. Von April bis Juli können die Blätter zu Gemüsegerichten verarbeitet werden und in Suppen und Soßen gegeben werden. Während der Blütezeit von Juli bis September sind die Blätter bitter, weshalb sie vor der weiteren Verwendung gewässert oder blanchiert werden sollten.
Blüten
Von Juli bis September können die abgezupften blauen Blüten als Dekoration für süße und herzhafte Speisen verwendet werden. Ebenso eignen sie sich als Zutat für Brotaufstriche.
Der Geschmack der Wegwarte ist chicorée-artig, fein bitter und saftig. Das in der Wurzel enthaltene Inulin verleiht der Pflanze einen geschmeidig weichen Geschmack.
Chicorée und Radicchio sind kultivierte Pflanzen, die mit der Wegwarte verwandt sind und in der Küche als Salat oder Gemüse verwendet werden.
Brauchtum
Einer Sage zufolge soll die Wegwarte einst eine verzauberte Jungfrau gewesen sein, die am Wegesrand vergeblich auf ihren Liebsten gewartet hat, der niemals wiederkam. Durch die Gnade der Götter wurde sie dann schließlich in ein Feldblümchen verwandelt. Aufgrund der ausdauernden Treue gilt die Wegwarte deshalb heute als Symbol für Liebe und Treue.
Hinweis: Alle in diesem Artikel genannten Vorschläge und Rezepte sind ohne Gewähr. Es handelt sich hierbei um überlieferte Empfehlungen aus der Volksheilkunde. Die Anwendung von Wildkräutern und Heilpflanzen ersetzt keinen Arztbesuch und sollte gegebenenfalls vorab mit einem Arzt oder Apotheker geklärt werden.