Das echte Johanniskraut (lat.: Hypericum perforatum) oder auch Tüpfeljohanniskraut genannt, ist eine Pflanze aus der Familie der Johanniskrautgewächse. Es wird traditioneller Weise um die Sommersonnenwende herum gesammelt, da man ihm da die höchsten Heilkräfte zuschreibt. Das echte Johanniskraut ist eine der bekanntesten Heilpflanzen bei psychisch-vegetativen Beschwerden wie leichten Stimmungstiefs, nervlicher Erschöpfung und Depressionen.
Weitere Bezeichnungen
Tüpfel-Hartheu, Hartheu, Hexenkraut, Teufelsfluch, Sonnwendkraut, Blutkraut, Wundkraut, Elfenblut, Herrgottsblut, Gartheil, Mannskraft, Frauenkraut
Pflanzenbeschreibung
Das echte Johanniskraut ist eine mehrjährige Staude und wird zwischen 30 und 60 cm groß. Der Stängel ist zweikantig (alle anderen Johanniskrautarten haben vierkantige Stängel) und im oberen Teil reich verzweigt. Er ist oft rot überlaufen und hat verholzende Teile. Der Stängel ist mit Mark gefüllt (bei anderen Johanniskrautarten ist der Stängel hohl).
Die Blätter sind oval oder elliptisch und ganzrandig. Am Blattrand befinden sich schwarze Drüsen. Die Blätter haben keinen Stil und sitzen gegenständig am Stängel. Sie werden 1-2 cm lang und sind durchscheinend punktiert. Das kann man gut erkennen, wenn man die Blätter gegen das Licht hält. Diese Eigenschaft findet sich auch im lateinischen Beinamen „perforatum“ wieder, was so viel bedeutet wie „durchlöchert“.
Die Blüten sind goldgelb und 1 bis 2,5 cm groß. Auch die Blütenblätter haben am Rand schwarze Punkte und sind an einer Seite gezähnt. Die Kronblätter sind asymmetrisch angeordnet. Jede Blüte hat 50 bis 100 Staubblätter. Die Blüten befinden sich an einer Rispe und blühen von Juni bis August. Beim Zerreiben der Blüten tritt ein roter Saft hervor, welcher den Wirkstoff Hypericin beinhaltet und für die Rotfärbung verantwortlich ist. Hypericin wird in der Medizin als pflanzliches Antidepressivum eingesetzt.
Die Frucht des echten Johanniskraut ist eine schmale eiförmige, dreifächrige Spaltkapsel.
Vorkommen
Das echte Johanniskraut wächst auf mageren Weiden, Rasen, Heiden, Brach- und Ödflächen sowie an Weg- und Gebüschrändern und an Böschungen. Das Johanniskraut zählt zu den sogenannten Pionierpflanzen, welche sich als eine der ersten Pflanzen auf Brachflächen ansiedelt, die bis dahin noch vegetationslos sind. Die Pflanze bevorzugt trockene und sonnige Standorte und ist weit verbreitet.
Verwechslungsmöglichkeiten
Das echte Johanniskraut kann mit anderen Johanniskrautarten verwechselt werden. Diese sind ebenfalls ungiftig, in ihrer Heilwirkung allerdings etwas schwächer.
Am leichtesten kann es zu einer Verwechslung mit dem gefleckten Johanniskraut kommen. Bei diesem und bei allen anderen Johanniskrautarten ist der Stängel im Gegensatz zum echten Johanniskraut allerdings vierkantig. Beim gefleckten Johanniskraut sind die Kronblätter zudem symmetrisch und nicht asymmetrisch wie beim echten Johanniskraut angeordnet. Ein weiteres Erkennungsmerkmal des echten Johanniskraut ist der mit Mark gefüllte Stängel. Alle anderen Johanniskrautarten haben einen hohlen Stängel.
Inhaltsstoffe
Farbstoffe (Anthocyane, Flavonoide), ätherische Öle, Beta-Sitosterol, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Harz, Hyperforin, Hypericin, Hyperinrot, Myristinsäure, Phytosterole, Stearin, Taraxasterol, Violaxanthin.
Echtes Johanniskraut – Verwendung in der Volksheilkunde
Das echte Johanniskraut ist eine der bekanntesten Heilpflanzen bei psychisch-vegetativen Beschwerden. Es kann bei allen Krankheiten helfen, die eine seelische Ursache haben. So wird es in der Volksheilkunde bei Stimmungstiefs, Erschöpfung und zur Stärkung nach schweren Krankheiten angewendet. In der Medizin wird die Pflanze aufgrund des enthaltenen Hypericin als pflanzliches Antidepressivum eingesetzt.
Ein Tee aus Johanniskraut kann bei psychischen Leiden wie Depressionen, nervlicher Erschöpfung und Schockzuständen, aber auch körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen nach einer Gehirnerschütterung, bei Krämpfen, Blutarmut und Leberproblemen getrunken werden. Das echte Johanniskraut hat zudem eine anregende Wirkung auf die Sexualorgane und kann diese empfindsamer und sensibler machen.
Zur äußerlichen Anwendung kann ein Ölauszug aus dem echten Johanniskraut (Rotöl) die Gewebserneuerung unterstützen, sowie bei Verbrennungen, Sonnenbrand, Wunden und Entzündungen der Haut helfen. Das Rotöl eignet sich auch zur Einreibung bei Ischiasschmerzen, Verstauchungen, Nervenschmerzen, Hexenschuss und Rückenschmerzen. In der Heilkunde wird das gesamte blühende Kraut verwendet.
Verwendung in der Küche
Der Geschmack der Johanniskrautblätter erinnert an Schwarztee und so kann man sie auch verwenden. Sie eignen sich zudem auch gut als Gewürz in Wein, Bier und Kräuterölen. Von März bis Mai können die jungen Blätter und Triebspitzen als Zutat in Salaten, Kräuterbutter, Kräuterquark und Kräuterkartoffeln dienen. Die Blüten können als essbare Dekoration auf Salaten oder Gemüsegerichten verwendet werden.
Brauchtum
Das echte Johanniskraut besitzt die Fähigkeit, das Licht der Sonne zu speichern. Es gilt als Symbol der lebensspendenden Sonne und soll das Dunkle und Böse vertreiben. So wurde das Kraut früher Baldur, dem Gott des Lichts und der Sonne geweiht. Nach nordisch-heidnischem Brauch wurde Johanniskraut im Winter als Räucherwerk genutzt, da man so die Kraft der langen Sommertage auf die dunklen Winternächte übertragen wollte.
Noch heute wird das Johanniskraut meist um die Sommersonnenwende herum gesammelt, da man ihm da die höchsten Heilkräfte zuschreibt. So war es früher auch üblich, dass die Mädchen beim Sonnwendfeuer Kränze aus blühendem Johanniskraut im Haar trugen.
Hinweis:
Alle in diesem Artikel genannten Vorschläge und Rezepte sind ohne Gewähr. Es handelt sich hierbei um überlieferte Empfehlungen aus der Volksheilkunde. Die Anwendung von Wildkräutern und Heilpflanzen ersetzt keinen Arztbesuch und sollte gegebenenfalls vorab mit einem Arzt oder Apotheker geklärt werden.